Eine Annäherung an das (un)bekannte Wesen an der Spitze des Aufsichtsrats
Er ist derjenige, der die Ruhe bewahrt, wenn in Sitzungen alle durcheinanderreden. Der mit dem CEO scherzt, während er gleichzeitig über dessen möglichen Nachfolger nachdenkt. Der nachts um drei noch eine Krisenmail liest, während sich der Rest des Gremiums in wohliger Unwissenheit wiegt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende – eine Mischung aus Macht und Mäßigung, Kontrolle und Kooperation, Tradition und Transformation. Stets im Zentrum, aber selten im Rampenlicht.
Doch wer ist dieser Mensch wirklich? Und warum sollte er nicht nur Meetings leiten, sondern auch regelmäßig sein Wissen updaten?
Wir haben uns innerhalb des Directors Academy Netzwerks umgehört – bei denen, die es wissen müssen.
1. Der typische Vor-Sitzende – wer sitzt da eigentlich?
Statistisch gesehen ist der durchschnittliche Aufsichtsratsvorsitzende:
- 63 Jahre alt,
- in 90 % der Fälle männlich,
- mit einem Hintergrund in Betriebswirtschaft, Jura oder Ingenieurwesen,
- und meist ein ehemaliger CEO oder CFO.
Doch Statistik allein sagt wenig über die Persönlichkeit aus. In der Praxis begegnen wir drei dominanten Typen:
🔹 Der Strategische Architekt: Sieht Probleme, bevor sie auftreten. Spricht selten, aber wenn, dann mit Präzision. Seine Sitzungsvorbereitung könnte als Vorlage für den Deutschen Corporate Governance Kodex dienen.
🔹 Der Elder Statesman: Hat Wirtschaftsgeschichte nicht nur gelesen, sondern selbst geschrieben. Erzählt Anekdoten, die mit „Damals in der Finanzkrise…“ beginnen. Strahlt Ruhe aus, weil ihn nichts mehr überraschen kann – oder weil er einfach schon alles gesehen hat.
🔹 Der Krisenfeuerwehrmann: Ruft zuerst den Anwalt an, dann den Pressesprecher, dann den CEO. Lebt für die Momente, in denen es brennt – denn dann zeigt sich, wer wirklich führen kann.
Welcher Typ überwiegt? Der beste Vorsitzende vereint alle drei Elemente – mit einer guten Portion Diplomatie und der Fähigkeit, selbst in der hektischsten Hauptversammlung noch entspannt an seinem Wasserglas zu nippen.
2. Ausbildung? Natürlich. Aber Erfahrung schlägt alles.
Der klassische Werdegang eines Aufsichtsratsvorsitzenden ist vorhersehbar:
✅ Studium an einer Top-Universität, meist BWL oder Jura, ergänzt durch eine Fortbildung an Harvard, INSEAD oder der WHU. ✅ Langjährige Karriere in Vorstandsetagen oder als Unternehmensberater. ✅ Ein tiefes Verständnis für Finanzkennzahlen, Strategie und Governance.
Aber das allein reicht nicht. Denn was die besten Vorsitzenden ausmacht, lernt man an keiner Universität:
👉 Wie man einen CEO entlässt, ohne eine Schlammschlacht zu provozieren. 👉 Wie man zwischen Vorständen und Investoren vermittelt, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen. 👉 Wie man Entscheidungen trifft, wenn jede Option schlecht aussieht.
Oder, wie es ein erfahrener Aufsichtsratsvorsitzender einmal formulierte: „Du hast den Job erst verstanden, wenn du in der Hauptversammlung in die Gesichter der Aktionäre schaust – und weißt, dass keiner von ihnen wirklich glücklich sein wird.“
3. Die geheime Superkraft? Krisenresistenz und Humor.
Ein normaler Aufsichtsrat liest Berichte, stellt Fragen und nickt am Ende eines gut geführten Meetings. Der Vorsitzende?
📞 Er wird nachts angerufen, wenn die Aktienkurse einbrechen. 📞 Er bekommt die erste E-Mail, wenn der CEO über „neue Herausforderungen“ nachdenkt. 📞 Er ist derjenige, der sich beim Wirtschaftsprüfer erkundigt, ob die Zahlen wirklich so sauber sind, wie sie aussehen.
Und das nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil das Aktiengesetz (AktG) es so will:
📌 § 111 AktG: Der Aufsichtsrat – und damit besonders sein Vorsitzender – ist zur Überwachung des Vorstands verpflichtet. 📌 § 108 AktG: Der Vorsitzende muss Sitzungen ordnungsgemäß einberufen und leiten. 📌 § 29 MitbestG: Falls im paritätisch besetzten Aufsichtsrat ein Patt entsteht, hat der Vorsitzende das Doppelstimmrecht.
Mit anderen Worten: Wer denkt, der Vorsitzende sei nur „Primus inter Pares“, sollte sich das Kleingedruckte im Aktiengesetz noch einmal durchlesen.
4. Warum er mehr Unterstützung verdient, als man denkt.
Der Vorsitzende trägt nicht nur die Verantwortung für die Sitzungen – sondern auch für die Qualität der Entscheidungen. Er muss sicherstellen, dass:
📌 Beschlüsse rechtlich wasserdicht sind. 📌 Das Gremium ausreichend informiert ist, um wirklich mitentscheiden zu können. 📌 Kein Thema übersehen wird, das später zur Krise werden könnte.
Das erfordert kontinuierliche Weiterbildung – nicht nur für ihn selbst, sondern für das gesamte Gremium.
Genau hier setzt Directors Academy an. Mit maßgeschneiderten Gremienpaketen sorgt sie dafür, dass alle Mitglieder auf dem gleichen Wissensstand sind – online, videobasiert, jederzeit abrufbar. Denn Weiterbildung ist Pflicht.
Fazit: Mehr als nur Sitzungsleitung
Ein Aufsichtsratsvorsitzender ist kein bloßer Moderator, kein Ehrenamtlicher und erst recht kein Grüßonkel. Er ist die letzte Bastion der Stabilität in unsicheren Zeiten.
Und wenn wir ehrlich sind:
👉 Er verdient nicht nur Respekt – sondern auch die bestmögliche Unterstützung, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Oder, um es in einem Satz zu sagen: „Der Aufsichtsratsvorsitzende ist vieles: Stratege, Moderator, Risikomanager. Aber vor allem ist er auch rechtlich verantwortlich – und wird daher § 111 AktG besser kennen als sein Passwort für das Sitzungsportal.“
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Dr. Viktoria Kickinger
Directors Academy