„Eines Tages“: über den Prozess der Unternehmensnachfolge

23. Mai. 2025 | Der Aufsichtsrats-Blog, Kapitalgesellschaften, Management

Gastbeitrag von Dr. Michael Conrad, Co-Inhaber der Mord & Totschlag Unternehmensberatung GbR

Die Nachfolge kann der Ausgangspunkt für eine substanzielle Weiterentwicklung des Unternehmens sein, wenn es ein durchdachtes Nachfolgemanagement gibt. Das beginnt mit dem Bewusstsein, dass es an der Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Für das Unternehmen, gleichzeitig auch für sich selbst. Dazu ist ein strukturierter 3×3 Prozess mit 3 beteiligten Gruppen nötig, mit dem es in 3 Phasen gelingt, ein Nachfolgemanagement zu implementieren. So können Klippen der Nachfolgeregelung umschifft werden und in der Übergangszeit der Startschuss für ein nachhaltiges Wachstum fallen.

„Eines Tages“ sagt der 67-jährige Unternehmer,

„eines Tages übernimmt meine Tochter das Unternehmen.“: der ganze Reiz der Unternehmensnachfolge in einem Satz. Vielleicht auch die ganze Brisanz.Ausgangspunkt ist der aktuelle Eigentümer mit seinem Verständnis für den Übergangsprozess. Wann ist eigentlich dieses „eines Tages“? Und was macht der Eigentümer danach? Wie bringt er sich ein (so gewünscht)? Was sind persönliche neue Ziele und Herausforderungen?Gerade hier sind seine Expertise und Erfahrung gefragt: als Firmenchef, Netzwerker, Führungskraft. Es gilt die beteiligten drei Gruppen an einen Tisch zu holen und nächste Schritte zu überlegen.

Die Beteiligten

Eigentümer: klassisch der „Senior-Chef“ oder die „Chefin“ aber natürlich gibt es auch andere Modelle. Der Ausgangspunkt für eine Nachfolgeregelung: er/sie erkennt die Notwendigkeit und bereitet diese rechtzeitig vor.

Nachfolger / Familie: gibt es in der Familie einen potienziellen Nachfolger? Ist dies der Fall stellt sich für diesen zunächst einmal die Sinnfrage, ob er das überhaupt „will“. „dürfen“ und „können“ sind weitere Punkte. Ebenso ist die Rolle der weiteren Familienmitglieder zu klären.

Geschäftsführung: dieser kann, muss aber nicht Eigentümer und/oder Familienmitglied sein. Auch hier stellt sich natürlich die Frage der persönlichen Perspektive bei einem Führungswechsel im Unternehmen.

In drei Phasen geht es dann Stück für Stück voran

Phase 1 –vom Ist zum Soll: Hier gilt es, für die drei Beteiligten ein klares Verständnis über zunächst die eigenen Interessen und das Zusammenbringen dieser Interessen mit den anderen Beteiligten zu erlangen. Hier werden im weiteren Verlauf die notwendigen organisatorischen Weichenstellungen vorgenommen.

Phase 2 – den Übergang gestalten: Es ist der Start in die operative Umsetzung im Unternehmen. Es werden die fachlichen und persönlichen Grundlagen und Fähigkeiten gelegt, Mitarbeiter und Unternehmensbereiche sukzessive kennengelernt und mitgenommen, Verbindungen zu Kunden und Lieferanten geknüpft. Wichtig ist die (tiefere) Einbindung der genannten Gruppen in diesem Prozess.

Phase 3 – ja neues Wachstum: Formal ist der Übergang abgeschlossen. Alle Beteiligte haben ihre neuen Rollen akzeptiert und vollständig eingenommen. Es ist Zeit, eine neue Wachstumsphase einzuläuten, neue Produkte einzuführen, Kundenbeziehungen auszubauen, neue Märkte zu gewinnen.

Fazit

Unternehmensnachfolge ist kein trivialer Prozess und beginnt mit dem Verständnis des Eigentümers, der ihn anstoßen muss. Weitere Beteiligte sind die potenziellen Nachfolger/die Familie und die Geschäftsführung. Die Nachfolge und der Übergang in die nächste Wachstumsphase erfolgt dabei in den drei Phasen Interessenklärung, Übergang und neues Wachstum. Dabei ist Kenntnis der eigenen Bedürfnisse ist mittel- und langfristige Grundlage für den gemeinsamen Erfolg. Der Prozess des Übergangs sicher eher eine Frage von Monaten, wenn nicht Jahren. Gerade deshalb gilt es, ihn rechtzeitig anzustoßen.

Autor: Dr. Michael Conrad

Dr. Michael Conrad ist Co-Inhaber der Mord & Totschlag Unternehmensberatung GbR. Er berät Familienunternehmen und Mittelstand, verfügt über 20jährige Industrieerfahrung, davon einen Großteil in Familienunternehmen. Für den Mittelstand ist er politisch engagiert und Aufsichtsrat der lokalen Wirtschaftsförderung

Kontakt: Dr. Michael Conrad, MCo@mord-und-totschlag.com

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