Gremien im Wandel – was Kienbaum-Studie und Directors Academy gemeinsam zeigen

24. Okt.. 2025 | Der Aufsichtsrats-Blog, Kapitalgesellschaften, Management

Strategische Verantwortung braucht heute mehr als Titel, Erfahrung und Kalenderdisziplin

Was haben eine große Governance-Studie und eine digitale Weiterbildungsplattform gemeinsam?

Auf den ersten Blick: verschiedene Perspektiven. Auf den zweiten: eine verblüffende Übereinstimmung. Die jüngst veröffentlichte Kienbaum-Studie Corporate Governance 2025 und die laufenden Auswertungen der Directors Academy zeichnen ein gemeinsames Bild: Die Gremienlandschaft steht vor einem strukturellen Wandel – und mittendrin das Rollenverständnis des Aufsichtsrats.

Während Kienbaum die strategischen Herausforderungen und Strukturlücken analysiert, liefert die Directors Academy Einblicke aus dem Alltag: Wer übernimmt heute Verantwortung? Wie ticken die neuen Aufsichtsräte? Und warum werden Mandatsverzicht und Weiterbildung plötzlich zu echten Qualitätsmerkmalen?

Gremienarbeit verlangt heute Fokussierung, Kompetenz und Präsenz

Die Kienbaum-Studie zeigt deutlich: Aufsichtsräte werden stärker in strategische Diskussionen eingebunden – 83 % der Befragten erwarten, dass sich die strategische Verantwortung in den Gremien weiter ausweitet. Gleichzeitig nimmt die Komplexität zu: 60 % sehen die größte Herausforderung in der zunehmenden Geschwindigkeit von Veränderungen. Besonders kritisch: Obwohl Vorstände die Bedeutung von KI anerkennen, sehen 78 % eine deutliche Kompetenzlücke bei Aufsichtsräten in diesem Bereich.

Directors Academy beobachtet parallel: Gremienmitglieder, insbesondere jene, die in auch noch in operativen Führungspositionen sind, fokussieren sich zunehmend. Der Mythos vom Vielmandatsträger verliert an Strahlkraft – Investoren akzeptieren heute maximal ein bis zwei Mandate pro Person. Und: Die neuen Aufsichtsräte wissen, dass es nicht mehr reicht, „dabei zu sein“. Sie wollen verstehen, fragen nach – und bilden sich gezielt weiter.

Erfahrung bleibt wertvoll – doch allein nicht mehr ausreichend

Selbstverständlich: Erfahrung bleibt ein hohes Gut. Kienbaum bestätigt, dass Branchenwissen, Netzwerk und Risikobewusstsein weiterhin zentrale Faktoren sind. Auch bei Directors Academy werden die Formate bewusst für Mandatsträger konzipiert. Doch die reine Historie reicht nicht mehr. In kritischen Themenfeldern wie Digitalisierung, ESG und Geopolitik sind Praxisnähe und Update-Fähigkeit gefragt. Wer nicht bereit ist, sich mit neuen Technologien, veränderten Kapitalmarktanforderungen und internationalen Standards auseinanderzusetzen, verliert an Relevanz – trotz beeindruckendem Lebenslauf.

Governance wird zur Haltungssache – und zur Kompetenzfrage

Das gemeinsame Fazit beider Perspektiven ist eindeutig: Gremienarbeit im Jahr 2025 ist kein Ehrenamt mit Sitzungsbeilage mehr. Sie ist strategische Verantwortung mit Zeitaufwand, Fachlichkeit und Wirkungserwartung. Die Studienergebnisse zeigen:

  • Der klassische Vielmandatsträger ist ein Auslaufmodell – und institutionelle Investoren machen zunehmend Druck.
  • Die Vergütungssysteme hinken dem Rollenbild hinterher – insbesondere Vorsitzende leisten deutlich mehr, erhalten aber nicht entsprechend differenziert honoriert.
  • Die Rolle des Aufsichtsrats wandelt sich: vom Kontrollorgan zum Sparringspartner, vom Abnicker zum Richtungsgeber.
  • Weiterbildung wird zum Qualitätskriterium: Digitale Programme, ergänzt um Präsenzformate zu Spezialthemen, werden aktiv nachgefragt – insbesondere von der jüngeren Generation.

Directors Academy stellt fest: Der durchschnittliche Aufsichtsratsvorsitzende ist heute nur noch 62 Jahre alt. Die Gremien werden nicht nur jünger, sondern auch ambitionierter – mit dem klaren Willen, den eigenen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ernst zu nehmen.

Fazit: Wer Governance ernst meint, kann sich nicht aufs Gewesene berufen

Kienbaum liefert die Zahlen. Directors Academy kennt die Praxis. Zusammen ergibt sich ein präzises Bild: Zukunftsfähige Gremienarbeit verlangt Fokussierung, Kompetenz und Reflexionsfähigkeit. Wer in diesem Umfeld bestehen will, braucht weniger Repräsentanz – und mehr Relevanz. Und genau daran arbeitet eine neue Generation von Aufsichtsräten: konzentrierter, lernbereiter und strategisch wacher denn je.

Ein Beitrag der Directors Academy, der digitalen Weiterbildungsplattform für Aufsichtsräte und Beiräte.

Link zur Kienbaum-Studie: Corporate Governance 2025 – Kienbaum-Studie (Juni 2025)

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