In den 1980er Jahren bekam das bis dahin strahlende Image der Volks-und Raiffeisenbanken tiefe Risse. Die Berichte über Institute, die sich zu große Risiken aufgeladen und dazu noch mit Unregelmäßigkeiten zu kämpfen hatten, häuften sich in auffälliger Weise (Vgl. dazu: Tiefes Nachdenken). Betroffen waren alle Regionen – von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Oldenburg bis ins tiefe Oberbayern – kein Landstrich war ausgenommen. Dennoch beharrte die damalige Führung des Bundesverbands deutscher Volks- und Raiffeisenbanken darauf, dass es sich um Einzelfälle handelte. Am stärksten traf es die Spadaka Hamm und die Volksbank Oberhausen:

 

Die Hammer Bank Spadaka sowie die Volksbank Oberhausen können nur durch Finanzspritzen von insgesamt wenigstens 200, eher wohl über 400 Millionen Mark aus dem Garantiefonds des Verbandes vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Die beiden Pleitefälle, beide aus diesem Jahr, sind die bisher schlimmsten Affären im Genossenschaftsbereich.

Jedoch: Die Ursprünge der Misere reichten weiter zurück:

Der Hammer Fall hat schon manchen Vorläufer gehabt. Nur zu gut erinnern sich die Verbandsgenossen an ihren größenbesessenen Direktor Horst Bloett aus dem fränkischen Alzenau, der den Umbau eines britischen Kanonenbootes, irische Campingwagen und saarländische Altautos finanzierte. …

Bereits 1973 fiel der Vorstand der Volksbank Wiesbaden-Biebrich auf den gerichtsnotorischen Berliner Betrüger Kurt Alexander von Prohaska rein. 1980 wollte der Volksbankier Dieter Choisi aus dem Flecken Kirchheim unter Teck auf Anraten des dubiosen Frank Gregory Caruso unbedingt 112 Milliarden Petro-Dollar zwischen Arabien und Amerika makeln.

In etwa zur selben Zeit geriet die Bayerischen Raiffeisen-Zentralbank AG in eine bedrohliche Schieflage. (Vgl. dazu: Das „BRZ-Debakel 1985”: Das unrühmliche Ende der Bayerischen Raiffeisen-Zentralbank AG und dessen Folgen im genossenschaftlichen Verbund). Gerettet wurde sie von einem Konsortium unter der Führung der damaligen DG Bank. Das Bankgeschäft wurde im Zuge dessen auf die DG Bank übertragen. Damit war die bis dahin genau geregelte Stufenfolge Primärbanken – Regionale Zentralbanken – DG Bank – durchbrochen. Wenige Jahre später musste die DG Bank ihrerseits “gerettet” werden (Vgl. dazu: Als die DG Bank das ganz große Rad drehen wollte).

Spuren der Vergangenheit finden sich auch heute noch, und zwar in From der BAG Bankaktiengesellschaft in Hamm, häufig als erste Bad Bank Deutschlands oder auch als Resterampe der Genossen bezeichnet.

Die BAG entstand 1987 aus der in Schieflage geratenen Hammer Bank SpaDaKa eG. Ursprüngliche Aufgabe der BAG war es, als Bad Bank die Abwicklung der Hammer Bank zu vollziehen. Spätestens zum Ende der 1990er Jahre etablierte sich die BAG durch das bei ihr gebündelte Know-how im Bereich der Problemkredite zum Volldienstleister und Kompetenzträger in der Problemkreditbearbeitung und wurde daher als dauerhaftes Spezialkreditinstitut innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe erhalten. War die Tätigkeit der BAG zunächst auf Sanierungsbanken beschränkt, bietet sie ihre Dienstleistungen seit 2005 allen deutschen Genossenschaftsbanken an und wird darüber hinaus in Einzelfällen auch für Sparkassen oder Kreditinstitute im deutschsprachigen Ausland tätig (Quelle: Wikipedia)

So wurde aus der Not in gewisser Weise eine Tugend oder ein neues Geschäftsmodell.

Die Volks- und Raiffeisenbanken haben die Lehren aus diesem weniger rühmlichen Kapitel ihrer Geschichte gezogen. Die Sparkassen, die ihre Schadenfreude damals nur schwer unterdrücken konnten, haben in den letzten Jahren mit etlichen Skandalen ihr Image beschädigt. Mit der Portigon AG, die für die Abwicklung der ehemaligen WestLB zuständig ist, hat die Sparkassenorganisation nun auch eine Bad Bank.

Bankstil – Ein Blog mit Anmerkungen zum Stilwandel im Banking

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner