Die grüne Transformation der Banken: Herausforderungen und Chancen

5. Jul. 2024 | Der Aufsichtsrats-Blog, Finanzinstitute

Die Finanzbranche befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. Banken sind nicht nur dazu angehalten, ihr Kreditportfolio nachhaltiger zu gestalten und vermehrt grüne Projekte zu finanzieren, sondern müssen sich auch als Institutionen selbst wandeln. Wie weit dieser Transformationsprozess vorangeschritten ist, hat das Beratungsunternehmen Zeb in einer umfassenden europaweiten Umfrage ermittelt.

Insgesamt 44 Kreditinstitute, darunter 36 aus der DACH-Region und acht weitere internationale Banken, haben an dieser Studie teilgenommen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, zeigen jedoch auch deutliche Herausforderungen auf.

ESG als zentraler Reputationsfaktor

Die Bedeutung von ESG (Environmental, Social, Governance) ist den Banken durchaus bewusst. Fast alle befragten Institute erkennen die Notwendigkeit einer positiven ökologischen Außendarstellung für ihre Gesamtreputation an. Die treibenden Kräfte hinter den ESG-Bestrebungen sind jedoch hauptsächlich regulatorische Vorgaben und die Erwartungen der Stakeholder. Bisher sehen lediglich knapp 30 Prozent der Banken positive betriebswirtschaftliche Effekte durch ESG.

Innovationsmangel bei grünen Produkten

Obwohl viele Banken bereits „grüne“ Produkte in ihr Portfolio integriert haben, fehlt es noch an echten Produktinnovationen. Diese Innovationslücke hemmt die strategische Nutzung von ESG als Wettbewerbsvorteil. Tatsächlich machen grüne Neugeschäfte bei bis zu 75 Prozent der Banken weniger als zehn Prozent des Gesamtvolumens aus. Nur ein Viertel der Institute verzeichnet einen positiven betriebswirtschaftlichen Gewinn- und Verlustbeitrag durch ESG, während 40 Prozent der Großbanken sogar negative Auswirkungen angeben.

Ambitionen und Herausforderungen bei Netto-Null-Zielen

Das Ziel der Netto-Null-Emissionen ist für viele Banken unstrittig, jedoch variieren die Ambitionen, Messungen und Umsetzungen erheblich. Nur neun Prozent der Institute haben dieses Ziel im Betriebsbereich bereits erreicht. Bis 2035 wollen 40 Prozent so weit sein, jedoch hat ein Viertel der Banken, insbesondere kleinere, regionale Institute, noch keine konkreten Ziele definiert. Beim Kreditportfolio hat bislang kein Institut die Netto-Null erreicht. Bis 2035 planen drei Prozent dies zu schaffen, bis 2050 sollen es 36 Prozent sein.

Defizite im Risikomanagement und der Datenverfügbarkeit

Ein zentrales Problem ist die Berücksichtigung von ESG-Risiken im Risikomanagement. Weniger als die Hälfte der Banken quantifiziert physische und transitorische ESG-Risiken ausreichend, um eine angepasste Risk-Return-Steuerung umzusetzen. Zudem mangelt es an der Verfügbarkeit von ESG-Daten. Die meisten Institute sind auf externe Anbieter angewiesen, und die Datenerfassung erfolgt meist nicht auf Einzelkundenebene.

Zeb fasst die Situation zusammen: Praktisch alle Institute haben die gleichen Probleme und Herausforderungen: fehlende ESG-Daten, unterentwickeltes Risikomanagement und fehlende einheitliche Standards. Zeb sieht daher erheblichen Spielraum bei der Integration von ESG-Kriterien in den Vertrieb.

Fazit

Die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor ist in vollem Gange, doch es gibt noch viel zu tun. Während die Bedeutung von ESG weithin anerkannt ist, fehlen oft die wirtschaftlichen Anreize und die notwendige Infrastruktur, um ESG als strategischen Vorteil zu nutzen. Die Ergebnisse der Zeb-Umfrage verdeutlichen, dass Banken sowohl bei der Innovation grüner Produkte als auch bei der Datenerfassung und dem Risikomanagement erheblichen Nachholbedarf haben. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie erfolgreich die Institute diese Herausforderungen meistern und ihre ESG-Ziele umsetzen können.

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