Stellenwechsel in dieser Zeit? Das geht doch gar nicht…, oder?

30. Sep. 2021 | Der Aufsichtsrats-Blog, Management

Viele Manager, die sich gerade auf der Suche nach einer neuen Position befinden, stellen sich gerade diese Frage: Ist es in dieser Zeit überhaupt möglich, alternative Stellen zu finden oder sind alle Suchen aktuell auf „hold“ gestellt?

Als Berater für Executives in beruflichen Veränderungssituationen nehme ich eine deutliche Zunahme von Gesprächen war, in denen sich potentielle Klienten danach erkundigen, wie sie aus einer gesicherten Position einen Wechsel gestalten können. Meistens aus dem Grund, dass sie die Auswirkungen der jetzigen Krise für ihr Unternehmen und im Endeffekt für sich selbst nicht abschätzen können.
Sie möchten aber in jedem Fall vorbereitet sein, wenn der Druck größer wird, um dann schneller agieren zu können.

Die Frage, ob es ein guter Zeitpunkt ist, ist aber nicht mit ja oder nein zu beantworten.

Auswahlprozesse laufen weiter, aber…

Eins ist klar: Suchmandate bei Personalberatern laufen weiter. Headhunter haben momentan eher größere Schwierigkeiten, Kandidaten aus bestehenden Arbeitsverhältnissen loszueisen und sie zum Wechsel zu bewegen. Viele Kandidaten sind in hohem Maß verunsichert, dass sich ein Wechsel in der aktuellen Situation schnell als Fehler erweisen könnte, da niemand verlässlich einschätzen kann, wie es im neuen Unternehmen weitergeht und welche Veränderungen dort in Folge der Krise noch anstehen werden.

Daher sind wechselwillige Kandidaten natürlich gerne gesehen.

Auch in den Unternehmen ist tendenziell festzustellen, dass Kandidatengespräche zur Zeit sehr wohl geführt werden und Auswahlprozesse weiterlaufen. Während in Großkonzernen noch viele damit beschäftigt sind, die aktuelle Lage zu managen, sehen wir in vielen mittelständischen Unternehmen, die nicht unmittelbar ums Überlegen kämpfen, deutliche Aktivitäten für die Zeit danach: Hier stellen sich die Verantwortlichen die Frage, wie sie sich zukünftig aufstellen müssen, wenn wir wieder in einen „neuen Normalmodus“ gelangen und welche Kompetenzen sie zusätzlich dafür brauchen, um u.U. ihr Geschäftsmodell zu ändern oder krisenfester zu machen.

Das sind ja Fragen, die sich viele Unternehmen auch im Vorfeld dieser aktuellen Krise gestellt haben.

Jetzt aber erfahren sie schmerzlich, dass Strategie- oder Strukturwechsel schneller vollzogen werden müssen als vorher gedacht. Vor dem Hintergrund sind viele Unternehmen bereit, sich interessante Profile anzusehen.

Das richtige Profil entscheidet

Dennoch stellt sich die berechtigte Frage, wie man agieren sollte, wenn man momentan aktiv auf der Suche ist, weil man aus einem Unternehmen ausgeschieden ist:

Auch hier gibt es keine allgemeingültige Aussage.

Es kommt natürlich auch darauf an, welches Profil Kandidaten mitbringen und inwiefern diese Kompetenzen auch am Markt begehrt sind. Kurz gefragt: Wie kann ich mich momentan als Problemlöser positionieren? Wenn ich heute als E-Commerce-Spezialist Interesse an einer Position in einem Handels-Unternehmen habe, indem dieses Feld noch völlig unzureichend aufgestellt ist, bin ich momentan sehr begehrt, weil ein großer Bedarf am Aufbau eines solchen Bereichs besteht. Gerade, wenn dieser Bereich sogar für die Zukunftsfähigkeit oder gar das Überleben des Unternehmens entscheidend ist.

Wenn ich auf der anderen Seite ein Profil mitbringe, welches nur sehr begrenzt in einer spezifischen Branche einsetzbar ist und die Zukunftsaussichten dieser Branche begrenzt sind, sind die Aussichten logischerweise eher begrenzt. Wenn dann zusätzlich eine ganze Reihe vergleichbarer Profile auf dem Markt sind, macht das die Sache nicht leichter.

In diesem Fall kommt es noch viel mehr auf die Vermarktung des eigenen Profils an und auf meine Fähigkeit, mich selbst adäquat zu verkaufen.

Top-Manager neigen bisweilen dazu, zwar Ihren Gesprächspartner mit Erfahrungen und Erfolgen zu überschütten, sind aber oft nicht in der Lage, ihren eigenen Mehrwert für das in Frage kommende Unternehmen herauszustellen.

Aber genau darauf kommt es an: Inwiefern biete ich eine Lösung für ein aktuell existierendes Problem des Unternehmens.

Der Entscheider will wissen, ob ich das Problem kenne, es schon einmal gelöst habe und dann entscheidet er, ob er mir die Lösung auch in seinem Unternehmen zutraut.

Nutzen Sie Ihre Kontakte, hören Sie in die Unternehmen

Meine Empfehlung an alle, die gerade auf der Suche nach einer neuen Aufgabe sind:

Nutzen Sie Ihre Kontakte, und zeigen Sie Interesse und Empathie:

  • Wie geht es Ihren Kontakten?
  • Mit welchen Themen beschäftigen diese und ihre Unternehmen sich aktuell?
  • Was sind die größten Herausforderungen und wie könnten Sie eventuell unterstützen? Unterstützung ist hier sehr breit zu verstehen und zielt nicht auf eine Beschäftigung. Unterstützung kann in dem Fall einfach die Einschätzung eines neutralen Dritten sein, oder die Herstellung eines neuen Kontaktes zu einem potenziellen „Problemlöser“ aus Ihrem Netzwerk etc.

So erfahren Sie mehr über die aktuelle Situation und ggfs. auch eine geplante Ausrichtung der Unternehmen und stärken die Beziehung zu Ihren Kontakten. So erhalten Sie Insiderwissen und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage, ob der Zeitpunkt für einen Wechsel günstig ist und Sie können sich und ihr Profil in einem tatsächlichen Kandidatengespräch passgenauer positionieren.

Der Autor: Claus Verfürth, Geschäftsführer bei The Boardroom

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