Checkliste für den Aufsichtsrat zur Begleitung und Überwachung der grünen Transformation

23. Aug. 2024 | Der Aufsichtsrats-Blog, Finanzinstitute, Kapitalgesellschaften, Management

Gastbeitrag von Alexandra Tychi

Die grüne Transformation stellt Unternehmen vor große Herausforderungen und erfordert eine aktive Begleitung und Überwachung durch den Aufsichtsrat. Als jemand, der seine Masterarbeit zu diesem Thema verfasst hat, möchte die Autorin Alexandra Tychi, hier einige Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.

Gremienstruktur und Sitzungsmodus

Eine flexible Gremienstruktur und ein angepasster Sitzungsmodus sind essenziell, um auf die Herausforderungen und deren Komplexität (die teilweise regelungsbedingt oder aufgrund Unsicherheit im Umfeld entsteht) eingehen zu können. Es sollten spezialisierte Ausschüsse eingerichtet werden, um Vorarbeiten und Deep Dives durchzuführen. Die Aufgabenverteilung und das Zusammenspiel zwischen Ausschüssen und Mitgliedern müssen klar definiert werden, wobei Geschäftsordnungen regelmäßig auf Änderungsbedarf geprüft werden sollten. Eine angemessene Sitzungsfrequenz ist notwendig, um kontinuierliche Fortschritte zu gewährleisten. Mitglieder sollten zur gründlichen Vorbereitung angehalten werden, damit die Sitzungszeit effektiv für Diskussionen genutzt werden kann. Regelmäßige Abstimmungen mit dem Vorstand, insbesondere zur grünen Transformation, sind unerlässlich, und diese Thematik sollte als fester Tagesordnungspunkt auf der Agenda stehen.

Kompetenzen

Es ist entscheidend, dass der Aufsichtsrat über ein Grundverständnis zu ESG, Nachhaltigkeit, CSR, Transformation und IT verfügt. Dies kann durch Schulungen und Workshops mit externen und internen Experten erreicht werden. Die Kompetenzen und Erfahrungen der Aufsichtsratsmitglieder sollten regelmäßig überprüft und durch eine Qualifikationsmatrix evaluiert werden. Identifizierte Lücken können durch neue Mitglieder oder externe Experten geschlossen werden. Eine offene Diskussions- und Gesprächskultur ist zu fördern, um vielseitige Blickwinkel einzunehmen und eine positive Unternehmenskultur zu schaffen. Dies beinhaltet auch das Vorleben ethischer und unternehmenskultureller Werte sowie die Etablierung einer Fehlerkultur, um mit unsicheren Rahmenbedingungen besser umgehen zu können. Mitglieder sollten strategischen Weitblick, analytisches Denkvermögen, Engagement, Fachkompetenz und Aufgeschlossenheit mitbringen.

Tätigkeitsfelder

Der Aufsichtsrat sollte aktiv in den Strategieprozess und die Anpassung des Geschäftsmodells eingebunden sein und agiert als Sparring Partner für das Management. Die Bestellung und Evaluierung des Vorstands bzw. der Geschäftsführung sowie die Evaluierung der Zielagenda des Managements in Bezug auf die grüne Transformation sind von großer Bedeutung. Dabei sollten die Erwartungen von Shareholdern und Stakeholdern berücksichtigt und nachhaltige Entwicklungen in die Bonifikationen und Anreizsysteme integriert werden. Das Budget und die Mittelfristplanungen müssen regelmäßig überwacht werden, und geplante Maßnahmen sowie Investitionen sind kritisch zu hinterfragen. Der Aufsichtsrat sollte das Management in der Entscheidungsfindung und Fehlerkorrektur unterstützen. Dabei sind regelmäßig Berichte einzufordern und kritisch zu reflektieren. Dabei handelt es sich beispielsweise um eine Betroffenheitsanalyse, Stakeholder Analyse, Klimarisikoanalyse und Wesentlichkeitsanalyse.

Transparenz und Vergütung

Der erhöhte Zeitaufwand sollte transparent gestaltet werden und durch die Mitglieder auch geleistet werden können. Dadurch sollte auf die angemessene Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder Bedacht genommen werden. Nachhaltigkeitsziele sollten in die langfristige Incentivierung des Managements integriert werden. Eine fortlaufende Fortschrittsüberwachung ist notwendig, ebenso wie die Rolle des Aufsichtsrats als Sparringpartner im Rahmen von Diskussionen und als Unterstützung des Managements bei der Entscheidungsfindung und -evaluierung.

Mit diesen Empfehlungen möchte ich dazu beitragen, dass der Aufsichtsrat erfolgreich die grüne Transformation begleitet und überwacht. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens verantwortungsbewusst zu erreichen und langfristigen Erfolg sicherzustellen.

Alexandra Tychi

Die Autorin Alexandra Tychi war von 1999 – 2024 in der Wirtschaftsprüfung zuletzt als Bankprüferin tätig und leite seit Juli 2024 eine österreichische Bank in der Geschäftsleitung. Die literarische und empirische Aufarbeitung des Themas erfolgte am MCI im Rahmen ihrer Masterthesis im MBA-Lehrgang Management & Banking.

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